Seit ich wählen darf, mache ich dies auch regelmäßig. Ich möchte mitentscheiden, wer die politischen Zügel in der Hand hält, da mir die Zukunft nicht gleichgültig ist. Das allein ist mir aber nicht mehr genug … ich will mehr!
Bisher war ich “Doppelrot”-Wähler. Zu den Bundestagswahlen hat immer die SPD meine Stimme bekommen, auf kommunaler Ebene eher Die Linke.
Die Linke ist für mich in den letzten Jahren unwählbar geworden. Viel hat das Rumgeeier um Sahra Wagenknecht dazu beigetragen. Die Linke hat sich zu lang auf der Nase herumtanzen lassen und mir damit auch gezeigt, dass sie mit Veränderungen nicht umgehen kann. Vor allem außenpolitisch konnte ich mit dieser Partei nichts mehr anfangen. Auch konnten sie mich nie wirklich davon überzeugen, wie sie ihre Ziele auch umsetzen könnten.
So hat die SPD in den letzten Wahlperioden alle meine Kreuze zähneknirschend bekommen. Allein wegen Olaf Scholz hätte ich ihnen dieses Kreuz am liebsten verwehrt. Das liegt vor allem an dem, was vor seiner Kanzlerkandidatur geschehen ist.
Aber auch die SPD selbst hat, vor allem vor der Ampel, immer wieder gezeigt, dass sie zwar irgendwie da sind, aber nicht spürbar.
Was ist nun mit den Grünen? Ich muss gestehen, ich habe sie anfangs nicht ernst nehmen können. Joschka Fischer hat irgendwie viel dazu beigetragen, dass sich dieser erste Eindruck sehr verfestigt hat. Mit Start der Ampel hat sich dieses Bild aber radikal geändert. Sie waren damit konfrontiert, aus 16 Jahren Stillstand und versäumten Pflichten etwas zu machen. Verbindliche Ziele wurden ignoriert, erneuerbare Energien nicht ausgebaut, Infrastruktur vernachlässigt und vieles mehr. Erschwerend kam dann noch der Angriff auf die Ukraine, Energiekrise, Corona - wirklich keine guten Voraussetzungen, um 16 Jahre Stillstand aufzuholen.
Aber was geschah dann? Für alles schob man die Schuld den Grünen in die Schuhe - eben für all das, was vor der Ampel gemacht und schlimmer, nicht gemacht wurde. Das GEG (welches später dann Heizungsgesetz genannt wurde) ist seit 2020 in Kraft. Das Verbot von bestimmten Heizungen wurde von Seehofer (CSU) und Altmaier (CDU) erlassen. Deren Parteien wollten dann alles den Grünen unterjubeln und allein Robert Habeck dafür verantwortlich machen. Selbst für eine eingestürzte Brücke wollte man die Ampel und damit auch die Grünen verantwortlich machen, obwohl in den letzten Jahren fast ausschließlich CDU/CSU deb Verkehrsminister gestellt haben. Was geschah denn während der Ampel dann?
2023 wurde das GEG turnusmäßig angepasst, wie es im Baurecht üblich ist. Die Köpfe dahinter waren Geywitz (SPD) und Habeck (Grüne). In der alten Fassung (CDU/CSU) mussten bestimmte Heizungstypen zu einem Stichtag raus, egal ob sie noch funktionieren oder nicht. Das wurde 2023 geändert und sie müssen nur noch raus, wenn sie nicht mehr zu reparieren sind.
Wir (Deutschland) müssen uns an EU-Vorgaben halten, welchen wir vor langer Zeit schon zugestimmt haben. Diese Vorgaben sind auch sehr wichtig und nicht irgendwelche Schikanen. Habecks einziger Fehler beim GEG war eigentlich, nicht deutlich darauf hinzuweisen, als CDU/CSU und die Porschepartei FDP damit begannen, zu behaupten, das “Heizungsgesetz” wäre von Habeck, obwohl es doch nur “Heizungsgesetz” von manchen genannt wurde, um zu vertuschen, dass es das Gebäudeenergiegesetz ist, welches vor der Ampel beschlossen wurde. Nein - es ist von der CDU/CSU. Habeck hat es “aufgeweicht”, sprich, er ist Kompromisse eingegangen, um Betroffenen nicht zu sehr zu schaden. Wenn die Heizung nicht mehr zu reparieren ist, muss ja eh eine neue her.
Wo wir gerade bei Kompromissen sind. Robert Habeck und die Grünen mussten noch viel mehr Kompromisse eingehen, um uns durch mehrere Krisen zu bringen. Gas, Strom, Abhängigkeiten. Energieintensive Unternehmen sind natürlich jetzt die Leidtragenden, aber auch hier ist ein 16-jähriges “Weiter so” der Weichensteller und nicht eine einzelne Person, die mit allen Mitteln versucht, einen Weg durch die Krisen zu bahnen.
Wenn jetzt Autohersteller in der Krise sind, dann ist das doch nicht das Verschulden von den Grünen oder Robert Habeck. Es ist doch eher das Verschulden von Autoherstellern, die irgendwelche Luxuskarren für den Weltmarkt bauen, anstatt handliche und bezahlbare Klein- und Mittelklassefahrzeuge zu entwickeln und zu bauen, welche mit den durch die EU und von uns zugestimmten Zielen passen. In diesem Zusammenhang könnte man auch gleich wieder ein generelles Tempolimit mit einbringen. Die Autos müssten nicht riesengroß und schwer sein, damit sie mit einem Elektroantrieb 120 auf einer Autobahn fahren können, oder 80 auf einer Landstraße, 30 in einer Ortschaft. Um das zu verhindern, hat sich ja vor allem die FDP stark gemacht, aber auch von allen anderen sieht man kaum etwas in Richtung Vernunft.
Mit Desinformationen wurden in sämtliche Richtungen Zweifel in die Köpfe gepflanzt. Egal ob es um erneuerbare Energie und dem Blackout-Märchen geht, den dreisten Lügen von Spahn kürzlich, was dem angeblichen Bettelbrief von Robert Habeck an die Franzosen angeht, obwohl doch die eigentliche Frage darin war, wie viel Strom Frankreich von uns braucht - nicht wie viel wir bekommen können. Die grünen wollten auch niemanden ihr Schnitzel wegnehmen. War da nicht nur mal eine Empfehlung der WHO, welche meines Wissens nach die Partei sind?
Seit Beginn der Ampel bin ich so langsam aber sicher ein Teil der grünen Welle geworden. Es war die einzige Partei, die angepackt, statt angeprangert hat. Auch echte Skandale habe ich da nur sehr selten gesehen, bei anderen fast täglich.
Natürlich haben die Grünen auch viel Kritik von mir bekommen. So nehme ich es Anton Hofreiter auch heute noch sehr übel, dass er wie ein Waffenexperte durch Talkshows gewandert ist. Fakt ist aber auch, ich bin überzeugt davon, dass man die Ukraine nicht fallen lassen darf und man Putin und den Anderen zeigen muss: Ihr könnt euch nicht alles erlauben. In diesem Zusammenhang halte ich auch eine Wiedereinführung der Wehrpflicht für wichtig. Das sehen nicht alle bei den Grünen so.
Man wird aber gemeinsam Wege finden.
Großen Respekt hingegen erntete Ricarda Lang von mir. Was hat sie doch nicht alles ertragen müssen. Eine echte Shitshow und am Ende war nicht einmal etwas dabei, was irgendwo auch einmal Hand und Fuß hatte. Ähnlich sieht es bei Robert Habeck aus - ja, er ist Kinderbuchautor gewesen, na und? Dafür kritisiert man ihn nun? Für mich eher ein Zeichen, dass es vielleicht durchaus hilfreich sein kann, kindgerecht Inhalte zu übermitteln, oder? Schaut doch einfach mal in den Bundestag rein.
GEAS wäre auch ein Punkt, an dem ich bei den Grünen zu knabbern habe. Sofort schwirrt da Moria in meinem Kopf herum, dicht gefolgt von Pushbacks. Ich bin aber auch realistisch genug, um zu erkennen, dass wir nicht jeden aufnehmen können. Hier muss aber die EU ran und eine für alle EU-Staaten gerechte Lösung finden. Außengrenzen dicht kann es nicht sein. Aussortieren nach Qualifikation auch nicht. Es ist ein schwieriges Thema und eine Ideallösung wird sich nicht oder nur schwer finden lassen. Man darf nur nie aus dem Auge verlieren, dass es sich um Menschen und nicht um Zahlen handelt.
Viel weiter will ich jetzt aber auch gar nicht ausholen. Über die Jahre bin ich immer grüner geworden und bei der letzten Wahl hat mich eigentlich nur eins vom Kreuz abgehalten: Ich fahre einen Diesel! Das ist ja eigentlich “ungrün”, aber die “Ökobilanz” sollte nach den vielen Jahren und Kilometern gar nicht mehr so schlecht aussehen. Solang mich die Reparaturen nicht auffressen, wird es auch weiterhin mein kleiner Dacia Logan der ersten Generation bleiben, auch wenn er ein Diesel ist. Der Nachfolger wird ebenfalls ein Dacia, der aber vermutlich elektrisch. Ich hab auch schon einen im Auge, der kostet kein Vermögen wie ein BMW oder VW, er wird auch gebraucht sein und der Akku nicht mehr die volle Leistung haben. Wenn er aber 150-200 km am Stück schafft, reicht mir das. Will ich weiter weg, dann nehm ich die Bahn oder miete mir was. Bis dahin bin ich aber Dieselfahrer und hoffe, dass mein 12 Jahre alter Diesel nicht aufhört zu klappern, weil dann ist er auseinander gefallen.
In Zukunft bekommt nur noch Grün mein Kreuz und nicht nur das - es ist auch die erste Partei, bei der ich einen Mitgliedsantrag gestellt habe und aktuell auf Rückmeldung warte. Nur wählen ist mir nicht mehr genug. Ich habe Kinder und die sollen nicht in einer Mad Max-Welt aufwachsen müssen. Es gibt noch so viel zu tun, für meine Kinder und Enkel und jenen, die danach kommen.