Zur Erinnerung: Hinter mir liegen 6 Tage unbezahlter Urlaub um den Bereich im Fort Knox zu wechseln. Die erste Woche im neuen Bereich stammte aus dem Drehbuch von Pleiten Pech & Pannen. Tag 1 - Verwaltung wusste von nichts, Tag 2 - Zugangsberechtigung war gesperrt, Tag 3 - keine Klamotten, Tag 4 - alles prima, die Schicht lief super, Tag 5 - ich steh da wie bestellt und nicht abgeholt …
Im Fort Knox darf ich mich noch nicht frei bewegen, muss also immer mit jemanden mitgehen. Das ist auch wichtig, sonst lande ich vielleicht noch in eurer Wurst oder so ;). Bei den Schichten bekomme werde ich also immer jemanden zugeteilt. Nachtschicht am Freitag begann 21:30 Uhr. Wie immer war ich schon eher da (ist bei mir immer so - der frühe Vogel und so). Der gute Kollege, dem ich zugeteilt wurde, war auch mal kurz da, verschwand aber wortlos gleich wieder. Ich steh da wie ein blöder. Ein paar mal kam er wieder, ich sprach ihn an und erinnerte ihn an die Anweisungen die wir beide erhalten haben. Er glotzt mich an “andere Kollege, was!” und er verschwand wieder. Das ganze Spielchen ging über eine Stunde so - irgendwann ist meine Geduld dann auch mal am Ende.
Viele andere hätten vermutlich einfach ihre Zeit abgesessen und sich fürs rumsitzen bezahlen lassen - sowas kann ich aber nicht. Ich kann mich nur bezahlen lassen, wenn ich auch im Gegenzug dafür was leiste. Wenn ich fürs Warten bezahlt werden wollte, hätte ich vielleicht als Wärter angefangen :D
Heute morgen dann wieder zur Frühschicht gefahren - nicht um da zu arbeiten, sondern meinem Ansprechpartner dort mitzuteilen, warum ich Fort Knox vermutlich wieder verlassen werde. Hat er auch gleich eingesehen, den entsprechenden Kollegen zur Sau gemacht und für ihn war dann alles wieder gut. Die Antwort des Kollegen war “Ich andere Probleme”. Klar, hat er - er will sich nicht auf die Finger schauen lassen. Damit war ich aber nicht zufrieden. Klar - ich hätte einfach lächeln können, mein Werkzeug schnappen und wieder ans Werk gehen - aber - nach so einer Pannenwoche die mir die komplette Nachtschicht versaut hat, ich den Kollegen da anzinken musste, damit es nicht heißt, ich wäre gegangen weil ich kein Bock habe usw - keine Voraussetzungen für mich, dort auch nur einen Gedanken daran zu verschwenden, es noch einmal zu versuchen. Ich hab in diesem Irrenhaus bisher nur draufgezahlt.
Mein eigentlicher Chef wusste bis dahin noch gar nichts von seinem Glück, war ja Wochenende und die Frühschicht heute ging 6 Uhr los - da ist in meiner Firma noch keiner im Büro. 7:30 Uhr habe ich in einer anderen Firma noch einmal angefragt, ob das Stellenangebot noch steht - alles gut - das Angebot ist noch da. Morgen schicke ich noch die Papiere die dort noch fehlen (Führerscheinkopie, SV-Nummer, Steuernummer, KV-Nummer usw.), dann wird der Vertrag fertig gemacht und ab 7.1.2024 geht es wieder ins Handwerk. Von Industrie hab ich genug - war aber wohl auch ne nicht so typische Nummer da.
8 Uhr dann meinen Chef angerufen - er hat gerade mein Ansprechpartner vom Fort Knox an der Stripper und fragte, ob er in paar Minuten zurückrufen kann. Klar - kann er - ich hab ja nun wieder Zeit. Rückruf erfolgte, sowohl der Fort Knox-Ansprechpartner als auch mein Chef haben Verständnis dafür, dass ich genug vom Fort Knox habe. Da mein Chef keinen Alternativeinsatz hat, wird er mir die Papiere schicken. So sollte ich wenigstens mit dem Arbeitsamt bis Januar keinen Stress haben (hätte ich selbst gekündigt, hätte ich vielleicht wieder eine Sperre kassiert). Diesmal kann ich ja auch gleich eine neue Stelle angeben und brauch nur etwas Überbrückungsgeld - sollte also machbar sein.
War eine “nette” Erfahrung und alles, was ich so von “Fort Knox” gehört habe, kann ich auch so bestätigen - das ist ein Irrenhaus und es werden viele Leute bezahlt, die keinen Finger krumm machen. Rekord in einer Schicht waren 4h Kaffeeautomat. Ist für mich nicht unbedingt ein Problem, aber zum Schichtende muss ich eine Art Tätigkeitsnachweis schreiben und ich weiß nicht, ob ich da täglich “Funktionstest Kaffeeautomat”, “Werkzeug aus- und eingeräumt” und “LKW auf dem Hof beobachtet” hinschreiben sollte. Das ist irgendwie eine andere Welt. Aber stundenlang wie bestellt und nicht abgeholt in der Werkstatt stehen (Montag und Freitag) ist absolut nicht mein Ding - das kann ich einfach nicht. Da wo ich her komm, heißt es “Von nix kommt nix”. Ich will schon was tun für mein Geld, sonst langweile ich mich da noch zu Tode.
Mein Ansprechpartner meinte noch zu seinen Untertanen “Kommt mir ja nicht noch einmal an, ihr braucht Leute. Das kann ja nicht sein, wenn die vor lauter Langeweile schon gehen!”. Ja, da hat er Recht und irgendwie tut er mir auch ein wenig leid. Da liegt so viel unerledigte Arbeit und keine will sich darum kümmern, außer der eine, der alleine aber noch nicht darf (und auch nicht weiß, wo er die Teile herbekommt und wo er die Schadstelle in der Anlage findet). Das sind zum Großteil nur Kleinreparaturen wie Deckel von Steckdosen, undichte Abzweigdosen und so ein Zeug, also nichts wildes. Kann man fast im Vorbeigehen erledigen (oder eben in der Nachtschicht - da steht die Anlage zwecks Reinigung ja eh). Aber Kaffee ist halt wichtiger…
23:30 Uhr hat mich der besagte Kollege übrigens dann doch mal vermisst. Sportlich - 2h nach Schichtbeginn.
Januar wieder Handwerk und ganz ehrlich: Nach der Erfahrung freu ich mich sogar wieder darauf. Ich bin geheilt! :D